Die Geschichte des Bauhaus

So kurz das Bestehen, so vielfältig sein Konzept. Das Bauhaus, gegründet 1919, war nicht nur experimentierfreudige Schule mit einer großen Bandbreite an Ausbildungsangeboten im Bereich Kunst und Handwerk. Die Idee wirkte auch in die gesellschaftlichen und kulturellen Bereiche des Lebens hinein, vereinigte eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmen und wandelte sich mit jedem seiner Direktoren zu etwas Neuem.

Das nach den Entwürfen von Henry van de Velde errichtete Ateliergebäude des Bauhauses Weimar.
1925 erfolgte der Umzug nach Dessau.
Das Gebäude des Bauhauses in der Birkbuschstraße in Berlin-Steglitz

Das Bauhaus. Ein Manifest. Die von Walter Gropius formulierte Philosophie umfasste ursprünglich vor allem den Menschen als Ganzes: Künstlerische, wissenschaftliche und technische Fragen wurden mit neuen Lebensformen und kunstpädagogischen Konzepten verbunden. Nicht weniger als die Ausbildung einer neuen Gestaltergeneration sollte die Schule ermöglichen. Die Arbeit in den Werkstätten, der Umgang mit unterschiedlichen Materialien, geleitet und geprägt von bekannten Künstlern wie Gerhard Marcks, Paul Klee und Oskar Schlemmer ist bis heute pädagogisches Konzept in Gestaltungs- und Architekturschulen.

Doch nicht Gropius allein prägte das, was wir heute als „bauhaustypisch“ bezeichnen. Die klare Formensprache, der vom amerikanischen Architekten Louis Sullivan übernommene Leitsatz „form follows function“, die Verbindung industrieller Produktionsprozesse mit handwerklich-gestalterischer Kreativität ist Vermächtnis auch seiner Nachfolger.

Walter Gropius (1883–1969)
Hannes Meyer (1889–1954)
Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969)

Der Schweizer Architekt Hannes Meyer, bereits 1927 Leiter der Baulehre am Bauhaus und Verfechter des Funktionalismus, setzte dem Gesamtkunstwerk das Teamwork entgegen – statt „Kunst und Technik“ hieß es nun „Volksbedarf statt Luxus“. Sperrholz, Stahl und Aluminium hielten Einzug, es ging um das Praktische, Stühle sollte man zusammenklappen können und Schränke mobil sein.

Nach zwei Jahren nur folgte der dritte und letzte Direktor Ludwig Mies van der Rohe. Sein Fokus lag auf der Funktion der Schule, der Produktionsvertrieb wurde aufgegeben, der Vorkurs gestrichen, das Augenmerk auf die Architektur gelenkt.

Von Gropius pädagogischer Idee und Meyers sozialem Anspruch wandelte sich das Bauhaus zur Schule der vorbildlichen Architektur – und das alles innerhalb von nur vierzehn Jahren.

Walter Gropius entwickelte dafür die Bauhaus-Lehre. Die traditionelle akademische Lehre wurde aufgehoben und durch ein pluralistisches Bildungskonzept ersetzt, das die individuelle Entfaltung gestalterischer Talente und schöpferische Methoden förderte. Die akademischen Zugangsbedingungen wurden aufgehoben: Jeder begabte junge Mensch sollte am Bauhaus studieren können – unabhängig von Schulabschluss, Staatszugehörigkeit oder Geschlecht.

Herzstück der Gestalterausbildung waren die Bauhaus-Werkstätten, in denen die Bereiche Lehre und Praxis nicht getrennt voneinander betrachtet wurden. Unter der Leitung von László Moholy-Nagy brachte das „Laboratorium für Design“ Entwürfe wie die Bauhaus-Leuchte von Wilhelm Wagenfeld und das Teekännchen von Marianne Brandt hervor, die auch heute noch ikonenhafte Gebrauchsgegenstände sind.

Das Bauhaus war und ist so vielschichtig und heterogen, dass sich ein einheitlicher Stil nicht ableiten lässt. und das macht es auch heute noch so interessant und aktuell.

Die demokratische Idee, die demonstrative Offenheit und Modernität und die zeitlose Aktualität der „Bauhaus-Klassiker“ illustriert das gesellschaftliche Selbstverständnis. Gropius‘ Leitgedanke des Gesamtkunstwerkes durch die Zusammenarbeit von Kunst und Handwerk ist damit wieder in den Vordergrund getreten. Werkstücke wie die Bauhaus-Leuchte sind heute Symbol für eben jene Weltoffenheit und Vielfalt, die das Bauhaus in Weimar 1919 zum Ausgangspunkt einer Epoche machte.

Das Gropius-Zimmer mit Wagenfeldleuchte in der Bauhaus-Universität von Weimar
Das Bauhaus-Logo, 1922 entworfen von Oskar Schlemmer
Das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer
Gruppenbild in der Metallwerkstatt am Bauhaus in Weimar, um 1924. Vorne: Gerhard Vallentin, Laszlo Moholy-Nagy, Wilhelm Wagenfeld und Otto Rittweger Hinten: Marianne Brandt, Christian Dell, Josef Knau, Max Krajewski und die Arme von Hans Przyrembel